Donald Trump hat also das geschafft, was die Comic-Serie „The Simpsons“ schon anno 2000 antizipiert hatte. Der Mann mit der Frisur eines von Vidal Sassoon gestylten Meerschweinchens (CR Kamolz / „Profil“) „trumpelte“ ins Weiße Haus. Warum? Weil er mit seinen Ecken, Kanten und möglichen Abgründen authentisch war. Die ehrgeizige Kunstfigur Hillary Clinton mit dem Hautgout von Nepotismus war es nicht. Die Frage, was vernünftig sei, steht für die (amerikanischen) Wähler nicht im Vordergrund, sondern das Bauchgefühl. Ist das a priori schlecht? Wut und Angst sind ja nicht die einzigen Emotionen!
Auch unser Barbaresco ist ein extremer, eigenwilliger Charakter mit der für derart ausgebaute Nebbiolo-Weine typischen, „herausspringenden“ Schießpulver-Mineralität; er ist ein unverwechselbarer „Narzisst“ unter den Weinen. Die hellziegelrote Farbe erinnert an Donalds Haarpracht. In der Textur ist er zwar sehr reif, aber er geriert sich noch „topfit“. Im weit gefächerten pittoresken Geschmacksspektrum dominieren neben der Mineralik pflaumige, schokoladige und rosinige Noten, dabei bleibt er in der Substanz (widersprüchlich) rustikal mit kernigem Tannin. Im Zuge der Oxidation wird es dann endgültig „deftig“: Pilze, Goudron, Balsamik! Die Essenz hat eine herbe Eleganz, ist aber komplex und ausdrucksstark; sie ist jedenfalls auffallend „präsent“ und alles andere als fad.
Dass dieser Wein eingefleischten Piemont-Kennern mundet, ist nicht überraschend. Aber wenn er „mehrheitsfähig“ würde, wäre das eine Sensation. Ich stelle mir diesen Wein in einem „Battle“ mit einem unter Michel Rollands Beratung weichgespülten, unsympathischen „Allerwelts-Super-Tuscan“ vor, von dem die Erzeuger glauben, der große Name genüge sich selbst. Wenn Sie die Wahl zwischen diesen zwei „Flaschen“ hätten, welchen würden Sie wählen? Salute – trinken wir darauf, dass das „The Simpsons“-Drehbuch nicht weiter recht behält!