Wollen wir ehrlich sein? Wir warten doch stets auf „das Ereignis“, den ganz besonderen Wein. Wie Madame Bovary, die ihre Blicke schweifen lässt und fern am Horizont ein weißes Segel erhofft. Wir kosten und kosten.
Doch halt – das Flaubert‘sche Déjà-vu ist da!
Ein unverschämt blendendes Segel! Kein Lüstling für Emma Bovary, aber ein überbordender, kapriziöser Wein, der manchen Konventionen spottet.Das Jahr war nicht groß genug. Folglich wurde kein „G“ gefüllt, sondern, dank der Geburt des gleichnamigen Stammhalters, diese sortengleiche Cuvée (ca. 90% BF/SL); das Traubengut wurde extrem selektiert und erbrachte daher nur homöopathische 10% der ohnehin geringen „G“-Mengen. Die Textur des Trankes ist ungemein saftig, sähmig und animierend. Der unvergessliche Orchideenduft explodiert geradezu. Solch überreife Blüten und Bergamotten, eingebettet in dichte samtige Abgründigkeit, gibt es sonst wohl nur in Klingsors Zaubergarten.
„Of their sweet deaths are sweetest odours made.“ Kein Zweifel, die unverschämte Essenz ist ein „Wronskij“ unter den Weinen. Wenn Anna Kareninas Liebe zu groß für diese Welt (und damit auch für Graf Wronskij) war, so ist unsere Weinliebe hoffentlich ausreichend, um uns beim Genuss dieses Weines vollkommen selbst zu genügen. So wird dieser Konstantin durch unsere Visionen zum Großen und trotzt der Übermacht der fremden Weinwelt.
Wie bereits Friedrich Nietzsche herrlich polemisiert, sehen auch (Wagners) Heldinnen, sobald sie den heroischen Balg abstreifen, Madame Bovary zum Verwechseln ähnlich. Womit wir wieder beim Maß unserer vortrefflichen Wahl angelangt sind. Burgenlands beste „Blaufränkische“ von alten Stöcken gehören zu den eindrucksvollsten Weinen dieser Welt. Weiters unter Berücksichtigung von Gedanken und Zitaten von Gustave Flaubert, William Shakespeare, Leo Tolstoi und Ulrich Greiner.